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«Früher mussten wir für unsere Firma kaum Werbung machen»

Die Belegschaft der Firma Tschui AG feierte im vergangenen Jahr das 70-Jahre-Jubiläum. Bilder: zvg

Die Firma Tschui gehört zu den alteingesessenen Geschäften in der Gemeinde Zuchwil. Vor gut einem Jahr, am 1. März 2023, konnte die Tschui AG Zuchwil ihr 70-Jahre-­Jubiläum feiern. Fiona Bordi hat sich mit der ehemaligen und der aktuellen Geschäftsleitung ­getroffen.

Die Firma wurde 1953 am Postweg 9 gegründet. In der alten Werkstatt wurde gut 11 Jahre gearbeitet. 1964 / 1965 wurde am Postweg 9 ein Neubau gebaut. Als 1985 eine AG gegründet wurde, beteiligten sich Kurt, Hanspeter und Manfred Tschui, die Söhne von Hans Tschui an der Firma. 2015 wurde die Tschui AG zu der Tschui AG Zuchwil. 2018 zog sich Hanspeter Tschui aus der Leitung zurück und drei Jahre später auch Kurt Tschui. Seit 2021 führen Jonathan Ringger und Adrian Tschui die Tschui AG Zuchwil in der dritten Generation.

Interview mit der früheren Geschäftsleitung Hanspeter und Kurt Tschui

 


Vom wem und wann wurde die Firma gegründet?
Die Firma hat unser Vater Hans Tschui am 1. März 1953 gegründet.

Wie ist es zur Gründung gekommen?
Unser Vater wollte einfach einmal selbstständig sein, ohne Chef.

Wie lange haben Sie in der Firma gearbeitet?
Kurt Tschui: Ich habe 50 Jahre dort gearbeitet und Hanspeter 53. Wir haben beide bis wir 68 Jahre alt waren gearbeitet.

Haben Sie dort die Lehre gemacht?
Nein, wir haben die Lehre beide in Bern absolviert.

Wie war Ihr Werdegang?
Wir haben beide die Lehre als Spengler/Sanitär in Bern gemacht. Anschliessend haben wir dann die Meisterprüfung gemacht.
Kurt Tschui: Ich im Jahre 1978 als Spenglermeister und mein Bruder Hanspeter 1976 als Diplomierter Sanitärinstallateur.

Würden Sie den Werdegang wieder so machen?
Ja, in unserer Zeit der Leitung haben wir alles erreicht, was wir wollten. Wir hätten nie mehr gewollt.

Wie sah ein typischer Alltag aus?
Wir waren jeden Morgen um 7 Uhr vor Ort. Die Arbeit wurde verteilt und Büroaufgaben erledigt. Natürlich haben wir auch selbst auf den Baustellen mitgearbeitet. Nach dem Feierabend haben wir im Büro die Rechnungen erstellt und Offerten geschrieben und verschickt. So haben wir dazu beigetragen, dass die Auftragsbücher voll blieben.

Was waren Ihre Firmenwerte?

Auf die Qualität wurde sehr geachtet. In unserer Zeit mussten wir wenig Werbung für unsere Firma machen, die Auftraggeber sind eher auf uns zugekommen, weil sie Qualitätsarbeit wollten.

Was wollen Sie der nächsten ­Generation gerne weitergeben?
Dass sie so arbeiten sollen, dass sie jeden Tag mit einem Lächeln, dieser Auslastung und mit dieser Freude, wie wir sie hatten, ihre Arbeiten erledigen können und man nicht der Arbeit nachrennen sollte.

Welche Dinge haben den nachhaltigsten Nutzen für die Firma gezeigt?
In den Materialien hat sich einiges geändert. Man verwendet jetzt Werkstoffe, die sich gut mit der Umwelt vertragen. Damals brauchte man für die Leitungen noch Guss und als Ablauf Bleirohre. Der heutige Standard ist Kunststoff. Vom Berufsbild hat sich auch einiges geändert. Früher gab es eine Lehrausbildung als Spengler/Sanitärinstallateur, der Grund dazu war, dass die beiden Berufe verwandte Materialien hatten. Heute befasst sich der Sanitär eher mit Heizungen, und man hat diese Verbindung zwischen diesen beiden Berufen nicht mehr.

Wie viele Mitarbeitende hatte die Firma?
Wir hatten immer 8 bis 10 Mitarbeitende. Bei einem grossen Auftrag hatten wir sogar einmal bis zu 15, aber dies war anstrengend und darum haben wir uns entschieden, wieder auf 8 bis 10 abzubauen.

Hatten Sie zu Ihrer Zeit Lehrplätze angeboten, wenn ja welche?
Wir hatten immer Lehrlinge, zu dieser Zeit war es viel einfacher, diese zu finden. Heute hingegen nicht mehr. 2022/2023 gab es im ganzen Kanton nur 6 Jugendliche, die Spengler lernten, und 15 Sanitäre. In den 80er und 90er Jahren konnten die Berufsschulklassen noch mit 20 bis 30 Lernenden pro Klasse pro Kanton geführt werden.

Interview mit der aktuellen Geschäftsleitung, Jonathan Ringger und Adrian Tschui

Wie und wann sind Sie auf die Tschui AG gestossen?
Adrian Tschui: Ich bin automatisch in die Firma reingerutscht – war praktisch ein Teil der Familie.
Jonathan Ringger: Ich bin im Jahr 2009 durch meine Mutter auf ein Stelleninserat aufmerksam gemacht worden. Die Tschui AG suchte damals einen normalen Installateur und ich war damals noch im Militär. Ich habe mich dann hier direkt beworben und die Stelle erhalten.

Wie lange arbeiten Sie in der Firma?
Jonathan Ringger: Ich bin im April 14 Jahre in der Firma.

Wie war Ihr Werdegang und welche Lehre haben Sie absolviert?
Jonathan Ringger: Ich habe Spengler/Sanitär gelernt. So habe ich auch bei der Tschui AG begonnen. Danach habe ich den Chefmonteur Sanitär gemacht, und anschliessend die Meisterprüfung. Nach einigen Jahren habe ich mich entschieden, mich im Heizungsbereich auch noch weiterzubilden und habe dann nebenbei noch die Lehre zum Heizungsinstallateuren absolviert.
Adrian Tschui: Ich habe nach der Oberstufenschule in Zuchwil eine Spengler/Sanitär-Lehre in Bern absolviert. Nach der Lehre beschloss ich, für eine Zeit im Ausland zu arbeiten. Als ich zurück kam, ging ich an die Fachhochschule in Luzern, da ich die Berufsmaturität mit meiner Lehre schon abgeschlossen hatte. Danach arbeitete ich in verschiedenen Ingenieurbüros und kam im Jahr 2011 wieder nach Zuchwil zurück.

Was ist und bleibt Ihr persönliches Highlight?
Kunden, die zufrieden sind und denen man die Freude ansieht. Mit etwas Kleinem etwas Grosses bewirken. Die Rückmeldungen der Kunden geben mir Motivation um weiterzumachen – sich aber auch stetig zu verbessern.

Wie viele Mitarbeitende sind ­momentan in der Firma angestellt?
Momentan sind wir 6 Installateure neben Adrian und mir. Im Büro arbeiten noch zwei Personen in der Administration.

Werden momentan Ausbildungsplätze vergeben, wenn ja in welchem Bereich?
Wir bilden aktuell einen Sanitärinstallateur aus. Wir hätten grundsätzlich die Möglichkeit, Sanitär- und Heizungsinstallateure auszubilden. Leider finden wir aktuell nur alle Jahre einen motivierten Jugendlichen, welcher unseren Beruf erlernen will.

Was ist aktuell die grösste Heraus­forderung?
Der Fachkräftemangel: Leute finden, die gut ausgebildet sind, gute Arbeit verrichten, selbstständig sind und «mitstudieren».

Was haben Sie in der Zukunft mit der Firma noch vor?
Gerne führen wir die Tschui AG auch zukünftig als Firma weiter, welche für Qualität steht. Aktuell sind wir daran, die in den letzten 70 Jahren organisch gewachsene Raumstruktur wieder zusammenzuführen und etwas besser zu strukturieren..

Interview: Fiona Bordi

Markante Entwicklung in den 1970er Jahren

Sanitärbetrieb

Baukastenprinzip, dass man nicht mehr Gewinde schneiden musste, sondern dass man heute die Rohre steckt und presst. Man erledigt die Arbeit dadurch viel schneller und das Ganze ist genau gleich dicht. Im Abflussbereich konnten die Rohre in Kunststoff mittels Spiegelschweissnähten leichter zusammengefügt werden. Zudem wurde das Material erheblich leichter. Die Auswahl an WC-Schüsseln und Lavabos wurde stilvoller und eleganter.

Bodenleitungen 

Mehr Formstücke und der Einzug von Kunststoff mit Schweissmuffen und Schraubverbindungen lösten die arbeitsaufwändigen Stemm- und Bleimuffen ab.

Vorwandsystem

Früher hatte man die Wände und Böden von Hand und Maschinell aufgespitzt und so die Leitungen in die Wand verlegt. Heute kann man ein Vorwandsystem aufbauen und die Leitungen in dieser Vorwand «verstecken verstauen» und so ein Bad viel individueller gestalten.    fio

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