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Das Büro für Schreib- und Detektivarbeit

Dienstag ist Schreibdienst-Tag: Wer beim Ausfüllen eines Formulars, beim Schreiben einer Bewerbung oder Kündigung und bei anderen Schreibarbeiten Unterstützung braucht, erhält im Lindensaal Hilfe.

«Wir freuen uns, wenn wir Menschen helfen können, die sich mit dem Schreiben, etwa dem Ausfüllen von Formularen schwertun», sagt Daniel Thüler, Koordinator des Schreibdienstes Zuchwil. Jeden Dienstagnachmittag, ausser während der Schulferien, sind zwei Personen im ersten Stock des Lindensaals anwesend und versuchen nach Kräften, beim Erstellen von Schriftstücken aller Art zu helfen. Und alle Fragen zu beantworten, die dabei anfallen. Alle fünf Teammitglieder sind pensioniert und arbeiten ehrenamtlich mit.

Das heisse aber nicht, dass sie nicht trotzdem eine Art Lohn erhielten, betonen alle. So sei der Kontakt mit Leuten aus aller Welt enorm bereichernd, sagt Jolanda Malovini. Und: «Ich komme mit Themen in Kontakt, mit denen ich mich sonst nie auseinandersetzen müsste. Ich lerne immer wieder dazu.»

Da ist zum Beispiel ein Ehepaar, er ist Italiener, sie Brasilianerin, und die beiden benötigen ein Visum – seines ist kein Problem, aber ihres ist eins, wohl, weil sie nicht aus Europa stammt. «Es ist spannend, sich mit solchen Fragen auseinanderzusetzen, und ich bin glücklich, wenn die Leute am Schluss mit einer hilfreichen Antwort zur Tür hinausgehen», sagt Jolanda Malovini.

Sherlock-Holmes-Qualitäten

Zwar sei es nicht die Grundidee des Schreibdienstes, solche Fragen zu klären. «Viele Fragen können wir auch gar nicht beantworten, weil uns das Fachwissen dazu fehlt», betont Daniel Thüler. Aber wenn es möglich sei, Unklarheiten zu beseitigen, helfen alle gerne, und ab und zu sind auch Sherlock-Holmes-Qualitäten gefragt, um etwas herauszufinden. Und wenn die Schreibdienst-Leute keine Antwort auf eine Frage finden, dann «suchen wir eine Adresse, an die sich die Leute wenden können», sagt Heidi Saner. «Unser Ziel ist es, dass wir jedem eine Telefonnummer mitgeben können, unter der er oder sie Hilfe bekommt.»

Wer sucht denn Hilfe beim Schreibdienst Zuchwil? Leute aus Eritrea, Sri Lanka, Afghanistan, Russland, der Ukraine und einigen mehr. Schweizer*innen seien kaum unter den Ratsuchenden, weiss Daniel Thüler. «Für sie ist es vermutlich einfacher, im Bekanntenkreis Hilfe zu finden.»

Die Sprache sei allerdings recht selten ein Problem. «Vor allem die Frauen sprechen im Allgemeinen recht gut Deutsch oder Englisch», so die Erfahrung von Elisabeth Zysset. Relativ oft würden ratsuchende Männer von einer Frau begleitet, die als Übersetzerinnen amtieren. Und wenn es mit der Sprache gar nicht klappe, verständige man sich mit Händen und Füssen. «Irgendwie gehts immer.»

Vorbild in der Weststadt

Gegründet wurde der Schreibdienst vor acht Jahren von Rolf Neuenschwander, der auch heute noch mithilft. «In der Solothurner Weststadt gab es damals schon eine vergleichbare Institution. Die Koordinatorin brachte mich auf die Idee, in Zuchwil etwas Ähnliches aufzuziehen», erinnert er sich. Er wandte sich an Tamara Mühlemann, Inte­grationsbeauftragte in der Gemeinde Zuchwil, und stiess bei ihr auf offene Ohren. «Für Unterstützung im administrativen Bereich war auf der Gemeinde bis dahin niemand zuständig. Wenn Leute im Kontakt mit Behörden oder anderen öffentlichen Stellen Fragen haben, hat niemand wirklich Zeit, sich ihnen zu widmen», sagt sie. «Da sind auch wir natürlich froh, wenn wir sie an den Schreibdienst verweisen können.»

Zu Beginn wurde der Schreibdienst von Rolf Neuenschwander und Aldo Bianchi gestemmt. Mit der Zeit kamen die anderen dazu, und Bianchi demissionierte. Auch Ruth Vescovi half für kurze Zeit mit, hörte dann aber aus Zeitgründen wieder auf.

Das Amt des Koordinators hat Rolf Neuenschwander inzwischen an Daniel Thüler übergeben. Dank dessen Informatikkenntnissen konnten die Abläufe vereinfacht werden. Während zu Beginn beispielsweise jeder Lebenslauf neu geschrieben wurde, existieren heute Vorlagen, und für jeden Ratsuchenden wird ein Dossier angelegt. So wissen alle, was schon da ist, wenn die Person wiederkommt.

Damit alle am Ball bleiben, führt Daniel Thüler für die Mitglieder des Schreibdiensts regelmässig Kurse durch: «Als Nächstes befassen wir uns mit Chat GPT.»

Monika Frischknecht

Wollen Sie mithelfen? 

Der Schreibdienst Zuchwil sucht Verstärkung: Haben Sie Lust und Zeit, an einem bis zwei Dienstagnachmittagen im Monat im Team des Schreibdienstes mitzuhelfen? Voraussetzung sind ein stilsicheres Deutsch, Freude am Kontakt mit Menschen aus anderen Kulturen und gute MS-Office-Anwenderkenntnisse. Wenn Sie zudem eine Fremdsprache sprechen, ist dies ein Vorteil, aber nicht Bedingung.     fri

Kontaktadresse: Tamara Mühlemann, Integrationsbeauftragte Einwohnergemeinde Zuchwil; Tel 032 686 52 27 

Mail: tamara.muehlemann@zuchwil.ch

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