Mit einem digitalen Energieportal bietet Zuchwil der Bevölkerung neu eine einfache Möglichkeit, sich über nachhaltiges Heizen, Solarpotenzial und Fördermöglichkeiten zu informieren.
Das Energiepotential in Zuchwil ist gross. Zurzeit heizen 36 Prozent der Gebäude in der Gemeinde erneuerbar und die Ausnützung des Potentials für Solarstrom auf den Dächern liegt bei rund 18 Prozent. Dies zeigt der aktuelle Stand des Energie Reporters, ein Gemeinschaftsprojekt von Energie Schweiz und geoimpact AG (https://energiereporter.ch).
Zuchwil unterstützt als Energiestadt Gold die Zielsetzung des Bundes: Bis ins Jahr 2050 sollen die energiebedingten Treibhausgasemissionen auf netto null gesenkt werden. Um diesem Ziel näherzukommen, geht die Gemeinde nun einen entscheidenden Schritt: Mit dem SEP Swiss Energy Planning Energieportal stellt sie der Bevölkerung und den eigenen Mitarbeitenden ein modernes und leistungsfähiges Werkzeug zur Verfügung, das die Energiewende direkt auf Gebäudeebene unterstützt.
Individuelle Empfehlungen
Das neue Portal ist über die Webseite der Gemeinde, via Google oder QR-Code zugänglich. Dort können interessierte Hausbesitzer*innen mit wenigen Klicks ihre Adresse eingeben und erhalten unmittelbar eine individuelle Empfehlung für ein neues, erneuerbares Heizsystem (siehe Kasten). Die Vorschläge basieren auf einer Vielzahl von Faktoren – etwa dem aktuellen Heizsystem, der Lage, dem lokalen Energieplan sowie den verfügbaren Wärmeverbunden.
Zusätzlich liefert das Portal Informationen zum Solarpotenzial, aufbereitet in einer anschaulichen Karte: Die Eignung der Dachflächen für Photovoltaikanlagen wird farblich markiert und ergänzt durch konkrete Angaben zur Sonneneinstrahlung. Auch Hinweise zu Förderprogrammen und weiterführenden Beratungsstellen sind direkt im Portal abrufbar.
Entlastung für die Gemeinde
Doch das SEP Energieportal ist nicht nur ein Informationskanal für die Bevölkerung. Im Hintergrund wirkt es auch als effizientes Werkzeug für die Gemeinde selbst – über einen geschützten Bereich, der ausschliesslich Gemeindemitarbeitenden sowie Energieberater*innen zur Verfügung steht. Hier eröffnet sich eine ganz neue Dimension der kommunalen Energieplanung. Das Energieportal basiert auf der Plattform Swiss Energy Planning (SEP) der Solothurner Firma geoimpact AG. Über 600 aktuelle Datenpunkte pro Gebäude ermöglichen es, energetische Massnahmen gezielt zu planen und zu überwachen – sei es auf Gebäude-, Quartiers- oder Gemeindeebene. So lassen sich etwa Heizsysteme, Wärmebedarfe, PV-Potenziale und bestehende Energieinfrastrukturen systematisch analysieren. Quartieranalysen helfen, Wärmeverbunde optimal zu planen, während Kennzahlen wie CO2-Emissionen oder der Anteil erneuerbarer Heizsysteme automatisch ausgewertet werden.
Ein besonderer Vorteil: Die Datengrundlage basiert auf anerkannten Methoden (zum Beispiel des Energie Reporters von EnergieSchweiz und geoimpact) und wird laufend aktualisiert. Damit unterstützt das Portal nicht nur die operative Planung, sondern liefert auch verlässliche Daten für Berichte, Fördergesuche oder das Energiestadt-Label.
Gute Datenqualität in Zuchwil
Im Rahmen der Portal-Einführung hat Zuchwil auch eine grundlegende Arbeit geleistet: Die Gemeinde hat das Gebäude- und Wohnungsregister (GWR) des Bundesamts für Statistik (BFS) in Zusammenarbeit mit der geoimpact AG umfassend bereinigt – insbesondere im Bereich der Heizungsinformationen.
Diese Aktualisierung war ein Kraftakt, bei dem auch Eigentümer*innen direkt befragt wurden. Mit grossem Erfolg: Der Anteil der erneuerbaren Heizsysteme in der offiziellen Statistik stieg von vorher 20 Prozent auf rund 36 Prozent. Zuchwil gehört damit heute zu den führenden Gemeinden im Kanton in Sachen Datenqualität.
Die Gemeinde profitiert davon gleich mehrfach: Die Grundlage für energetische Entscheide ist nun fundierter denn je. Energieberatungen lassen sich effizienter durchführen, Rückfragen von Bürger*innen können schnell beantwortet werden, und die kommunalen Planungsprozesse gewinnen an Klarheit und Geschwindigkeit.
Projekt mit Vorbildcharakter
Mit dem SEP Energieportal zeigt Zuchwil, wie Digitalisierung und Klimaschutz zusammenspielen können. Die Plattform bringt alle relevanten Akteur*innen an einen Tisch – von der Verwaltung über die Energieberatung bis hin zum Energieversorger – und ermöglicht einen nahtlosen Informationsfluss.
Gleichzeitig sensibilisiert sie die Bevölkerung und bietet einen niederschwelligen Zugang zu Informationen, die für viele Eigentümer*innen entscheidend sein können – zum Beispiel, wenn ein Heizungsersatz ansteht oder eine PV-Anlage geplant ist. Statt vager Recherchen gibt es nun konkrete, standortspezifische Empfehlungen – online, verständlich und jederzeit abrufbar.
Zuchwil reiht sich damit ein in eine wachsende Zahl von Städten und Gemeinden wie Aarau, Baden oder Biel, die bereits auf das Energieportal setzen. Für die Bürger*innen ist das Portal ein zusätzlicher Service. Für die Gemeinde ein strategisches Werkzeug. Und für den Klimaschutz – ein echter Fortschritt.
Nutzen
• Weniger Rückfragen aus der Bevölkerung – alle Infos sind online zugänglich
• Bessere Unterstützung bei Beratungsgesprächen: Energieberater*innen können mit fundierten Daten arbeiten
• Vermeidung von Fehlplanungen: Der Heizungsersatz fällt seltener auf fossile Systeme zurück
• Digitaler Informationsfluss: Übergabe an Energieberatung oder EVU per Klick
• Unterstützung für Energiestadt-Label durch integrierte Indikatoren
Ausblick
Das Energieportal ist ein wichtiger Baustein der kommunalen Energiewende. Es ermöglicht effiziente Planung, datenbasierte Entscheidungen und stärkt die Zusammenarbeit aller Akteur*innen – von der Verwaltung bis zur Energieberatung.
Juliette Vogel Schmid
https://energieportal.energyapps.ch/ep/zuchwil