Grosse Pflanzenvielfalt im Riverside-Quartier

Markus Hauri (2. von rechts) führt die Gruppe über das Riverside-Areal.. Bilder: Reto Frischknecht


Am vierten Zuchler Neophytentag vom 8. Juni nahmen die Teilnehmer*innen die Pflanzenvielfalt auf dem Riverside-Areal an der Aare unter die Lupe.

«Am Neophytentag konzentrieren wir uns zwar auf die invasiven Neophyten», sagte Christof Liechti, Mitglied der Umweltschutzkommission, zur Begrüssung. «Viel wichtiger ist aber die Idee hinter unseren Aktionen: Indem wir die invasiven Pflanzen im Zaum halten, unterstützen wir die einheimische Flora und fördern die Biodiversität.»

Ein gutes Dutzend Zuchler*innen waren der Einladung der Umweltschutzkommission gefolgt und liessen sich von Markus Hauri, Investoren-Vertreter der Swiss Prime Anlagestiftung, über das Riverside Areal führen. «Auch auf dem Riverside-Areal wachsen invasive Neophyten», erklärte dieser. «Aber wir unternehmen viel, um sie auszumerzen.» Zur Veranschaulichung führte er die Gruppe zum kleinen Wald im Osten des Quartiers. Hier wucherte vor einigen Jahren noch der Japanische Staudeknöterich – eine ursprünglich in Japan, China und Korea beheimatete Pflanze, die vor rund 200 Jahren nach Europa eingeführt wurde. Sie sollte als Wildfutter- und Deckungspflanze dienen und war wegen der späten Blütezeit auch bei Imkern beliebt. Damals konnte man noch nicht wissen, dass sich der Knöterich dereinst unkontrolliert vermehren und ganze Landstriche überwuchern würde. Und nicht nur das: Sein Wurzelwerk ist so stark, dass es an Häusern, Brücken und Bahngleisen enorme Schäden anrichten kann.

Ausgraben oder abschneiden?

Ebendieser Staudenknöterich hatte sich auch im kleinen Wald nahe der Aare ausgebreitet. Heute ist er verschwunden. «Der Aufwand, ihn hier auszurotten, war enorm», erläuterte Markus Hauri. «Die Besitzerin des Areals stand vor der Wahl, die Wurzeln bis in eine Tiefe von vier Metern auszugraben und zu entsorgen, oder den Knöterich über Jahre hinweg immer wieder abzuschneiden.» Sie entschied sich für ersteres. Der Wald wurde gleichzeitig ausgelichtet und «herausgeputzt». Das Resultat glich am Anfang einem Schlachtfeld. Das habe auch böse Telefonate gegeben, sagte Markus Hauri. «Es sah halt im ersten Moment wirklich schlimm aus. Aber nicht lange, und heute ist wieder alles zugewachsen; einfach ohne den Staudenknöterich.» Zwar wächst nun an dieser Stelle ein weiterer Neophyt – die Robinie – aber Markus Hauri vermutet, dass dieser zu einem späteren Zeitpunkt zu Leibe gerückt wird. Dann nämlich, wenn das Quartier Richtung Osten wächst und beim Wäldchen Wohnhäuser gebaut werden. Auch wenn in diesem Teil des ­Areals gebaut wird, solle der alte Baumbestand möglichst erhalten werden, betont Hauri und zeigt auf eine beeindruckende Eiche.

Biodiversität wird gefördert

Auffallend auf dem Riverside-Areal sind die prächtig blühenden Wildblumenwiesen, die an diesem Tag Anfang Juni hüfthoch stehen. Hier hat, wie auch bei anderen Neuüberbauungen, in den letzten Jahren offensichtlich ein Umdenken stattgefunden. Ein monoton grüner Rasen ist nicht mehr gefragt, Biodiversität wird gross geschrieben. So lässt man das Gras stehen, bis die Blumen absamen können. An diversen Stellen sollen zudem Stein- und Tot­holzhaufen den Grundstein für eine natürliche biodiverse Umgebung bilden. Vor der Jura-Gewässerkorrektion im 19. Jahrhundert war das Gebiet hier sumpfig und regelmässig überschwemmt. «Mit all den Massnahmen hoffen wir, den alten Schwemmland-Charakter wieder etwas zurückzuholen», so Markus Hauri.

Vereinzelt sieht man in den Blumenwieder ein hübsches Pflänzchen, das einjährige Berufkraut. Auch dieses ist ein invasiver Neophyt, der sich, wenn man ihn lässt, in Wiesen – gerade in den selten gewordenen Magerwiesen – rasant verbreitet und die eh schon bedrohten einheimischen Arten verdrängt. Noch trifft man es auf dem Riverside-Areal so selten an, dass man es locker im Griff behalten kann.

Ein weiterer Blickfang sind die rund 200 Holzkisten, die auf dem ganzen Areal verteilt sind und als Hochbeete dienen. Zum Teil wurden sie von einer Gartenbaufirma bepflanzt, andere werden von Bewohner*innen als Gemüsebeete genutzt. Auf den Parkplätzen dienen sie dazu, den Verkehr zu bremsen. «Das hat sich gut bewährt – die Parklplätze werden nun nicht mehr als Rennbahnen missbraucht», freut sich Markus Hauri.

Das Riverside-Quartier wird sich weiter entwickeln, die Wohnungen sind begehrt. So rechnet die Swiss Prime Anlagestiftung damit, nach den Gebäuden im Westen, die sich zurzeit im Bau befinden, bereits 2026/2027 mit dem Bau der Wohnhäuser im Osten zu beginnen.

Nach der Präsentation machten sich die Teilnehmer*innen daran, an verschiedenen Orten im Dorf dem Berufkraut und dem Japanischen Staudenknöterich zu Leibe zu rücken, bevor der Anlass mit einem gemütlichen Apéro ausklang.

Gebietspatenschaften

Will man invasive Neophyten im Zaum halten, muss man die Pflanzen regelmässig mähen oder ausreissen. Deshalb wurden ­sogenannte Gebietspartnerschaften gegründet: Gruppen, die sich um ein bestimmtes Gebiet im Dorf kümmern und regelmässig Pflanzen entfernen. So ist sichergestellt, dass die invasiven Pflanzen ausserhalb der Neophytentage nicht in Vergessenheit geraten.

Monika Frischknecht

Haben Sie Fragen oder Anregungen zum Thema Neophyten?

Wenden Sie sich an die Ansprechperson der Gemeinde Zuchwil: Andi Steiner, Tel. 032 686 52 92.

Die Wildblumenwiese zwischen den Wohnblocks.
Die Kisten können von Bewohner*innen bepflanzt werden.
Hübsch, aber invasiv: das Berufkraut.
Mit vereinten Kräften wird das Berufkraut entfernt.
Eine Plage: Der Japanische Staudenknöterich.
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