Wie kommt es, dass die Zuchler Strassen so sauber sind, und dass all die achtlos weggeworfenen Aludosen, Zigarettenpäckchen etc. nie lange herumliegen? Das verdanken wir den Mitarbeitern des Werkhofs. Der ZuchlerKurier hat den «Wischmaschinenpiloten» Stefan Huber auf seiner Tour begleitet.
Das Geräusch dürfte allen Zuchlern, die öfters tagsüber zu Hause sind, bekannt sein: Jenes des kleinen, kompakten Fahrzeugs, das regelmässig in den Quartieren unterwegs ist, Strasse für Strasse mehrmals abfährt, bis alles sauber ist: Die Wischmaschine. Drin sitzt meistens Stefan Huber, seines Zeichens Mitarbeiter im Zuchler Werkhof und Wischmaschinenpilot. Mit einer Geschwindigkeit von drei Kilometern pro Stunde wischt er mit seinem Gefährt Tag für Tag Schmutz, Staub und Blätter weg und sammelt allen Abfall auf, der auf den Gemeindestrassen und Trottoirs herumliegt.
Auf seiner Tour – an diesem Vormittag gehts ins Unterfeld – erzählt der 39-Jährige von seiner Arbeit, bleibt dabei aber konzentriert bei der Sache, so dass ihm unterwegs kein Detail entgeht. Neben der Wischerei kontrolliert er auch den Zustand der Strasse – wo spriessen Pflanzen aus den Ritzen des Asphalts, wo ist der Belag defekt oder wo haben sich Randsteine gelöst und müssen wieder befestigt werden? «Weil ich täglich im Dorf unterwegs bin, bemerke ich solche Dinge meist als Erster. Ich melde sie dann meinen Kollegen, die sich darum kümmern.»
So fährt er Quartier um Quartier ab, immer im Uhrzeigersinn. Jeweils nach zwei bis drei Wochen ist er durch und beginnt wieder von Neuem. Einzelne Bereiche putzt er wöchentlich – jeweils freitags sind sämtliche Unterführungen und die zugehörigen Treppenabgänge dran. «In den Unterführungen sammelt sich besonders viel Abfall», weiss Stefan Huber. Er wundert sich manchmal schon – etwa wenn immer an der selben Stelle Papiersäckchen einer bestimmten Bäckerei liegen. «Da holt sich offenbar jemand jeden Morgen sein Gipfeli, und wenn er es gegessen hat, wirft er das leere Säckchen auf den Boden.» Wäre da nicht der Werkhofmitarbeiter, der regelmässig hinter solch gedankenlosen Leuten aufräumt, wäre Zuchwil innert Kürze zugemüllt…
Ausgeklügeltes Innenleben
So einfach sein Fahrzeug von aussen aussieht, so ausgetüftelt ist sein Innenleben. Sitzt man in der Führerkabine, ist man umgeben von einer Unmenge an Knöpfen und Schaltern, mit denen jedes Teil, jeder Besen, jede Wasserdüse einzeln gesteuert werden kann. Zwei Kameras und fünf Spiegel sorgen dafür, dass der Wischmaschinenpilot jederzeit im Auge hat, was vor, neben, hinter und unter der Maschine passiert.
Zum Wischen braucht es immer Wasser. Aus verschiedenen Düsen spritzt es während der Fahrt auf die Strasse, und ein grosses Saugrohr unter der Maschine saugt es zusammen mit dem Staub, Gummiabrieb und Müll wieder auf. «Bei trockenem Wetter brauche ich 400 bis 600 Liter Wasser pro Tag», erklärt Stefan Huber. Würde er trocken wischen, wäre die Umgebung (und die Kabine, in der er sitzt) innert kürzester Zeit in eine riesige Staubwolke gehüllt. Das Schmutzwasser wird übrigens zum Teil recycliert – es wird wieder aufgesaugt, gefiltert und von Neuem durch die Düsen gespritzt.
In einem Behälter im Innern der Maschine sammelt sich der ganze Schmutz samt Aludosen, Petflaschen etc. «Das ist Sondermüll», betont Stefan Huber. Er bringt ihn zur Firma Altola AG an der Dorfackerstrasse. Im Sommer muss er den Behälter meist nur einmal pro Tag leeren; im Herbst, wenn viel Laub anfällt, sind es täglich bis 20mal.
Der Geräuschpegel in der Führerkabine ist beachtlich; das soll sich aber in naher Zukunft ändern. «Die Gemeinde will ein Elektrofahrzeug anschaffen, und wir haben bereits einige Modelle getestet», erzählt der Wischmaschinenpilot. Man habe sich auch bereits für ein Modell entschieden. «Damit wird es sehr viel weniger Lärm geben.»
Zimmermann und Lastwagenfahrer
Seit anderthalb Jahren ist Stefan Huber Teil des Werkhofteams. Vorher arbeitete er 18 Jahre lang als Lastwagen- und Carchauffeur. So transportierte er mit einem Kühllastwagen Lebensmittel durch die ganze Schweiz, und in Grenchen war er eine Zeitlang als Buschauffeur tätig.
Bevor ihn der Lastwagenvirus packte, machte er allerdings eine Berufslehre als Zimmermann. «Ein toller Beruf.» Trotzdem hat er ihn sofort nach der Lehre an den Nagel gehängt. Schuld daran war das Militär: Bei der Aushebung wurde Stefan Huber bei den Lastwagenfahrern eingeteilt, und während der Rekrutenschule hatte er dann 13 Wochen Zeit, sich die Fahrkenntnisse anzueignen und die Prüfung zu bestehen – was er auch tat. «In dieser Zeit packte mich das Lastwagenfieber, und ich habe umgesattelt», erzählt er mit leuchtenden Augen.

Trotz seiner Begeisterung für die grossen Fahrzeuge entschied er sich vor gut anderthalb Jahren, im Zuchler Werkhof einzusteigen. «Ich bin ein waschechter Zuchler, bin hier aufgewachsen und wohne mit meiner Familie immer noch hier. Zuchwil ist mein Zuhause, und der Gedanke, etwas für das Dorf zu machen, mit dem ich so verbunden bin, gefiel mir.»
Positiv überrascht habe ihn, wie vielseitig und spannend der Job sei. Denn: Auch als Wischmaschinenpilot sitzt er nicht dauernd in seinem Fahrzeug. «Unsere Devise ist: Jeder macht alles. So übernehmen meine Kollegen ‹meine› Wischtouren, und ich helfe beim Rasenmähen, auf der ‹Küdertour› oder bei anderen Arbeiten.» Und: Im Winter überholt er zusammen mit seinem Arbeitskollegen Kevin Schaad die rund 40 roten Sitzbänke der Gemeinde. Die Holzlatten werden demontiert, geschliffen und neu lackiert. Und im Frühling wieder montiert. So sind die Bänkli immer picobello zwäg und wie neu.
Ungeliebte «rote Karte»
Auch die Kontrolle der Hecken am Strassenrand gehört zu den Aufgaben des Wischmaschinenpiloten. Er ist es denn auch, der die ungeliebten «roten Karten» in den Briefkästen deponiert – die Karten, mit denen die Leute zum Zurückschneiden der Pflanzen aufgefordert werden. «Das ist nicht als Schikane gemeint», betont Stefan Huber. Zum Teil versperren die Büsche, die zu weit in die Strasse hinauswachsen, die Sicht – die Verkehrssicherheit ist nicht mehr gewährleistet. Und: Die Pflanzen, die am Boden unter dem Zaun hindurchwuchern, etwa Efeu oder lange Ranken, verheddern sich gerne in der Wischmaschine. «So wird es schwierig, allen Dreck von der Strasse zu bringen.»
Auch in seiner Freizeit ist der 39-Jährige regelmässig im Dienste der Gemeinde Zuchwil unterwegs: Als Fahrzeugchef bei der Feuerwehr kontrolliert er jeden Dienstag nach Feierabend die zehn Fahrzeuge und sorgt damit dafür, dass diese im Ernstfall jederzeit einsatzbereit sind.
Monika Frischknecht