Die Allgemeinheit profitiert

Wer mit der orangen Karte von VERD bezahlt, generiert damit Geld für gemeinnützige Projekte in der Wohngemeinde. fri

Die Idee klingt fast zu gut, um wahr zu sein: Eine neue Möglichkeit, in Geschäften bargeldlos zu bezahlen, soll einerseits dem Gewerbe weniger Gebühren bescheren und andererseits den Nutzer*innen die Möglichkeit geben, diese Gebühren für eigene Projekte zu verwenden.

«Verd» ist Rätoromanisch und bedeutet «grün». Grün – die Farbe der Hoffnung. Und Christian Wohlwend hat die Hoffnung, den Menschen in der Schweiz mit dem Bezahlsystem Verd mehr Selbstbestimmung zu geben.

Christian Wohlwend ist Vorsitzender und der «Vater» der Verd Purpose Genossenschaft. Diese bietet eine Bezahllösung an, die sowohl dem Gewerbe als auch der Allgemeinheit zugute kommen soll.

Geld für gemeinnützige Projekte
Heute wird immer weniger mit Bargeld bezahlt – man bezahlt mit der Karte oder einer App auf dem Handy. Mit den digitalen Bezahlmethoden fallen für die Händler jedesmal Transaktionsgebühren an. «Pro Jahr summieren sich diese auf rund 1,7  Milliarden Franken, und ein Grossteil dieses Geldes fliesst ins Ausland», weiss Christian Wohlwend. Dies wollte er ändern, und er rief Verd.cash ins Leben. Kurz gesagt:«Verd erwirtschaftet Geld und gibt es wieder an die Bevölkerung zurück. Es soll der Bevölkerung von Dörfern und Quartieren zur Verfügung gestellt werden. Diese wissen am besten, was sie brauchen.»

Bezahlt die Kundschaft mit Verd.cash, fallen für das Geschäft nur 0,6 Prozent Kommissionsgebühren an, und diese fliessen zum Teil zurück an die Wohngemeinde der Kund*innen (siehe „Wie funktioniert VERD.cash?“). Die Bedingung dafür: Die Gemeinde muss Verd «aktivieren». Somit ist die Gemeinde Vertragspartnerin von Verd. Das ist nötig, damit das zurückgegebene Geld nicht als Schenkung gilt und besteuert wird.

Verd-Mitglieder bestimmen
Das heisst aber nicht, dass das Geld über die politische Gemeinde verwaltet wird. «Es gehört klar den Genossenschafter*innen, und diese bestimmen, was damit geschehen soll», betont Christian Wohlwend. Sein Ziel: In jeder Gemeinde bildet sich ein lokaler Verd-Verein, der die Spielregeln festsetzt – zum Beispiel, damit das Geld nicht immer zur gleichen Institution fliesst, weil diese die meisten Genossenschafter*innen stellt. Der lokale Verd-Verein ist das Bindeglied zwischen Verd und den Genossenschafter*innen. Er koordiniert die Verteilung des Geldes aus dem Gemeindetopf Zuchwil. Als Genossenschafter*in muss man nicht Mitglied des lokalen Vereins sein, und der Verein kennt die Namen der Genossenschafter*innen nicht.

Wo ist der Haken?
Angesichts all der Vorteile, die das neue Bezahlsystem bietet, drängt sich automatisch die Frage auf: Wo liegt der Haken? Es scheint tatsächlich keinen zu geben – oder doch: die Tatsache, dass Verd.cash (noch)weitgehend unbekannt ist und im Moment noch von relativ wenigen Geschäften und Privatpersonen genutzt wird. Dies zu ändern ist das grosse Ziel von Christian Wohlwend: «Unser Ziel ist es, mindestens 15 Prozent der Schweizer Bevölkerung als Genossenschafter*innen zu gewinnen.» Bis es soweit ist, finanziere sich die Genossenschaft über zinsgünstige Darlehen von Privatpersonen.

Schweizweit haben bis heute rund 1000 Personen einen Anteilschein à fünf Franken gekauft. Davon wohnen 146 im bernischen Riggisberg, dem Wohnort von Christian Wohlwend. Hier wurde bereits einmal Geld aus dem Gemeindetopf ausgeschüttet – aus 16 Vorschlägen wählten die Riggisberger zwei aus, die schliesslich unterstützt wurden: Das Jubiläumsfest der Ludothek und ein Waldschulplatz, der dank dem Verd-Batzen aufgewertet werden konnte.

Auch Zuchwil macht mit
Die Gemeinde Zuchwil ist ebenfalls bereits Vertragspartnerin, und mit der Verd-Karte bezahlen kann man im Moment (Stand Mitte September) bei der Garage Allemann und im Sportzentrum Zuchwil. «Ich bin begeistert von diesem System», sagt Urs Jäggi, Direktor des Sportzentrums. «Als Unternehmer kann ich nur profitieren. Und die Leute, die mit der Verd-Karte bezahlen, tun etwas Gutes für ihre Wohngemeinde. Eine rundum gute Sache.» Urs Jäggi war es denn auch, der in Zuchwil den Stein ins Rollen brachte – oder zumindest dabei half. «Ich las in der Solothurner Zeitung einen Artikel über die neue Bezahllösung, und dass Luterbach mitmacht», erinnert er sich. Er machte den Gemeindepräsidenten Patrick Marti auf den Artikel aufmerksam. Das Konzept wurde zudem an der Gemeindepräsidentenkonferenz Wasseramt vorgestellt. Daraufhin unterzeichnete Zuchwil den Vertrag mit Verd.

Monika Frischknecht

Mehr Informationen finden Sie auf verd.swiss

Unter verd.cash/standorte finden Sie eine Liste der Geschäfte, in denen mit der Verd-Karte eingekauft werden kann.

Wie funktioniert VERD.cash?

VERD bietet momentan eine Prepaid-Karte an. Sie ist gratis; Bestellen kann man sie auf verd.swiss. Auch am Empfang des Sportzentrums Zuchwil ist sie erhältlich.

In einem ersten Schritt muss die Karte über den QR-Code auf der Rücksseite aktiviert und personalisiert werden. Nachdem man sie in einem zweiten Schritt via E-Banking mit einem Guthaben (max. 3000 Franken) aufgeladen hat, kann man sie sofort in den Geschäften nutzen, die bei VERD mitmachen. Auch für die Gewerbler gibts nicht viel Aufwand: Das Geschäft meldet sich über verd.cash an u

nd unterzeichnet den Händlervertrag. Das ist alles – für die Zahlung kann das übliche Karten-Terminal verwendet werden. Im Moment kann nur über die Cash-Karte bezahlt werden; in Kürze soll dies aber auch über eine App möglich sein.
Die Gebühr für das jeweilige Geschäft beträgt 0,6 Prozent. Vom Verd-Nettoertrag fliesst die Hälfte in den Topf der Wohngemeinde der Kundin / des Kunden. Die andere Hälfte fliesst in den «Landestopf».
Was mit dem Geld im Gemeindetopf geschieht, bestimmen die Genossenschafter*innen, die in der jeweiligen Gemeinde wohnen.
Das Geld im «Landestopf» wird für die Betriebskosten von VERD sowie für regionale und nationale Projekte verwendet.
A propos Betriebskosten: Christian Wohlwend betont, dass den Mitarbeitenden bei VERD Purpose normale Löhne ausbezahlt werden, «ohne Boni und dergleichen.»
Um eine VERD-Karte zu erhalten und zu nutzen, muss man nicht Genossenschafter*in sein. Es empfiehlt sich aber, weil man dann mitbestimmen kann, wie das für die Gemeinde generierte Geld eingesetzt werden soll.
Mit einem einmaligen Beitrag von 5  Franken kann jede in der Schweiz wohnende Person Genossenschafter*in und damit Miteigentümer*in der VERD Purpose Genossenschaft werden.   fri

 

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